Eine Epiphanie von Epiphone

Ich musste erst diese Gitarre auspacken, um das Wortspiel in der Firmenbezeichnung der Fa. Epiphone zu verstehen. Das ist nicht nur vom Familiennamen abgeleitet sondern zitiert auch (religiöse) Erscheinungen, welche mit ihren Gitarren ausgelöst werden……?!

Eine wunderschöne Epi J-45 in der Slash-Edition in Vermillion Burst. Sehr schönes Teil im Angebot beim Store in Köln und ich hab mir das spontan bestellt. Was soll ich sagen? Alles prima, im pornösen Koffer mit goldenen Schlössern räkelt sich die Dame und ist auch so direkt spielbar. Der Store hat das Ding offenbar nochmal gecheckt (Dokument liegt bei) und gleich noch ein Wischtuch und ein paar Peter-Maffay-Plektren dazugetan. Finde ich nett.
Dafür sind die in Tests erwähnten Zutaten wie Schalllochdeckel und Ersatzsaiten nicht dabei…..
Der Hals ist etwas auf der kräftigen Seite, im Netz gibt es Diskussionen, ob das noch D-Form ist oder schon ein Vau…. Leute, meine Ovation in den 70ern hatte ein V, dagegen ist das hier absolut Mainstream und auch für meine kurzen Finger gut spielbar.
Die Lackierung ist tadellos und lässt die Gitarre richtig scheinen, 2 Gurtknöpfe sind auch dran, Grover-Tuner, die Hölzer vollmassiv – Epiphone macht soweit alles richtig und auch akustisch ist das eine tolle Erscheinung.

Konstruktiv mit den Grover-Tunern erinnert mich die Indonesien-Braut an eine obskure Samick aus dem selben Land, mit der sie einige konstruktive Details gemein hat:



Es tönt mit kernigem Bass und Höhen bei leichter Mittenbetonung angenehm voll in den Ohren und Cowboy-Akkorde perlen nur so vom Griffbrett. Die Gitarre antwortet souverän auf das, was ich reingebe und macht genau das, was man von einer J-45 erwartet: die perfekte Strumming-Gitarre für Liedbegleitung. Passt.

Ich habe originale Gibsons gespielt, die das so nicht drauf hatten.

Beim längeren Spielen jedoch fällt mir auf, daß die Dame aber auch nichts anderes machen will als Akkordbegleitung – wenn ich Sololinien spiele oder durch Variation des Druckes etwas Modulieren will, sind die Bünde zu niedrig und die Finger sitzen immer auch auf dem Griffbrett auf. Für klassische Liedbegleitung prima, aber für meine Spielweise fühle ich mich nach einer Weile dann doch nicht so ganz wohl.

Die Gitarre hat so was wie ein Eigenleben, wie ich das in der Prägnanz noch nicht erlebt habe. Sie will ganz klar „3 Akkorde und die Wahrheit“ spielen, für etwas mehr individuelle Gestaltung der Töne steht sie nicht gerne zur Verfügung; ich muß nochmal drüber nachdenken, ob ich dabei bleibe.

Apropos, heute ist Kris Kristofferson gestorben, für den wäre das gewesen, obwohl, der hatte ja schon eine und hat sie wohl auch gerne gespielt……..

Alles Samick?

Mir ist da eine neue Gitarre zugeflogen, die ca 10 Jahre im Laden rumstand, völlig verranzte Werkssaiten von Dáddario aufgezogen, aber erkennbar kaum mal angeschaut in den Jahren. Eine Jumbo mit interessanter Variante in der Formgebung, Hölzer getönt oder geröstet, hochwertig verarbeitet…… ich konnte Sie nicht alleine lassen und hab sie gekauft. Als sie hier ankam, war die Bespielbarkeit nicht so dolle, ich hab etwas dran eingestellt, dann aber Nägel mit Köpfen:

Neuen Knochensattel und Stegeinlage vom Gitarrenbauer einsetzen lassen, Setup gemacht und Voilá: jetzt tuts prima:

Großvolumiger Ton, der unten noch etwas mehr hat als eine klassische Dreadnaught, die Mitten sind etwas zurückgenommen und sehr schön auflösende Höhen dabei. Wobei die Gitarre ja ein Kofferkind ist, was zwar 10 Jahre alt ist, aber keine Liebe bekommen hat, so daß sich der Ton noch etwas entwickeln wird.

Insgesamt ist die Formensprache an den Lowden-Stil angelehnt, die Lackierung aber hochglänzend. Verarbeitung ingesamt top – Die Verzierungen scheinen Perlmutt zu sein, Mechaniken vergoldet und von Grover (!). Das zeigt schon, daß man es hier ernst meint.

Den Markennamen

versteckt man…..

Die Gitarre kommt aus Indonesien und scheint von 2010 zu sein, den Typ A0-1 habe ich aber trotz intensivem Gugeln nirgendwo gefunden. Ein Prototyp?

Der Korpus ist aus einem mahagoniartigen Holz, schwer zu sagen, aus wie vielen Teilen er zusammengesetzt ist. Griffbrett und Korpus ist eingefasst, was den höherwertigen Anspruch unterstreicht. Der Hals liegt angenehm in der Hand, alles ist, wie es soll.
Fast hätte ichs vergessen: LEICHT ist sie, nicht nur für die Größe…..

Fazit:
Eine erfrischende Interpretation mit handwerklich guter Verarbeitung und guten Zutaten – wenn es sie öfter gäbe, wäre es ein Geheimtipp.

Die Gitarre des Grafen

Slick SL 56

Earl Slick (jage das mal durch einen Übersetzer…..) hat seit geraumer Zeit Gitarren, Pickups, Gurte und anderen Kram entworfen und vertreibt das (Made in China) über z. Bsp. GFS in USA. Bei uns sind die Gitarren eher selten und so habe ich mir eine bei einem Floridaurlaub mitgebracht.

Wir haben es mit einer sogenannten „Offset“-Gitarre zu tun, d.h. die Proportionen sollen/dürfen etwas „abseitig“ sein.

Hier in einer Thinline-Version mit semiakustischem Korpus. Ins Auge fällt das Finish mit rohem Holz ohne Füller, das mit dünnem Lack überzogen und dann abgeschmirgelt wird. Das ergibt diesen gebrauchten Look, der mir gut gefällt. Ansonsten ist die Planke aus mehreren Teilen zuammengesetzt, die Verarbeitung also gewollt rustikal. Die Ausstattung aber ist durchaus ernstzunehmen, darum habe ich mich auch dafür interessiert.

Messingsteg und Tele-Pickup

Einmal sind die Pickups roh ins Holz geschraubt, dann ist die gesamte Hardware konsequent in Messing gehalten. Das war vor langer Zeit in den 80ern mal in Mode und galt als NonPlusUltra, um möglichst langes Sustain zu bekommen. Hier ist der Einteiler-Steg,, Mechaniken und Potiköpfe komplett in messinggelb…….

Ansonsten passt zu dem rohen Stil natürlich auch ein „Ageing“ für die sonstigen Teile, wie hier den P90 am Hals.

Künstlich gealterter HalsPU und Griffbrett

Sieht alles etwas „angefasst“ aus uns so soll es auch sein. Das Griffbrett sieht leicht rötlich aus, als wäre es dünn lackiert. Definitiv kein Palisander oder Ebenholz, vielleicht Lorbeer/Laurel?

Die Verarbeitung ist natürlich teils (gewollt) roh, teils wirklich gut. Die Mechaniken sind super, die Achsen haben überhaupt kein Spiel und auch die Kabel im innern sind so verlegt, daß im Schallloch davon nix zu sehen ist:

Unsichtbare Kabelverlegung – topp

Im Auslieferungszustand waren die Saiten so tot, wie ich es kaum jemals erlebt habe. Für eine Gitarre, die nie im Laden hängen sollte, sondern nur per Versand zu kriegen ist, erstaunlich. Der Sattel war auch nicht gut gefeilt, so daß ich erst zu Hause meine Saiten aufgezogen und dann die Einstellung verbessert habe. Das betrifft auch die Politur der Bünde. Die sahen ab Werk gut aus, fühlten sich aber beim Spielen nicht so an. Nicht wirklich schlimm, aber für Anfänger ein großes Hindernis auf dem Weg zum Spielspaß. Auch war das Volume-Poti kaputt, die Lautstärke ließ sich nicht auf NULL runterregeln. Es bestätigt sich die Regel:

Billige Gitarren sind nichts für Anfänger

Konterfei des Grafen mit SerienNr

Der Rest ist Branchenstandard.

Und wie klingts?

Verbaut sind 500KOhm-Potis, wie sie meist eher für Doppelspuler empfohlen werden. Dementsprechend klingt die Gitte am Hals Voll und sensibel, wie man das von einem P90 erwartet, kein Muff. Der Steg ist telemäßig hell und kesselt recht deutlich. Für mich schon ein bisschen zu grell. Leider ist das Tonpoti linear, nicht logarhytmisch, so daß zwischen 10 und 2 fast nichts passiert und dann der Ton fast wie umgeschaltet wegmumpft – das ist für geschmackvolles Abregeln leider kaum zu gebrauchen. Die Mittelposition mit beiden TA ist hier erstaunlich volltönend, weil die beiden Einzelcharaktere sich prima ergänzen. Die Bespielbarkeit ist (nach ein bisschen Wartungsarbeit) prima und ich mag es. Erstaunlich ist, wie sehr der Steg nach Tele klingt, obwohl keine Telebrücke mit ihrer großen Metallplatte da ist. Der TA allerdings hat eine Bodenplatte aus Metall.

Resumé:

  • Stil ist Geschmacksache (mir gefällts)
  • Substanz gut
  • Hardware überdurchschnittlich
  • Mängel in der Qualitätskontrolle möglich (ein kaputtes Poti darf nicht passieren)

Gruß an Graf Flutsch, gut gemacht……..:=)

Flieg Vogel, flieg

Vogel Balance by Kirkland

Johannes Vogel tüftelt am Niederrhein u.a. Gitarren aus, die irgendwann in den 90ern wenigstens ein bisschen bekannt wurden. Die „Balance“ wird also in Handarbeit einzeln gebaut, da sieht kaum eine aus wie die Andere. Gleichzeitig aber gab es phasenweise offenbar eine lizenzierte Version unter dem Label „KIRKLAND“, wovon ich eine ergattert habe.

Hauptthema ist hier immer die Verknüpfung von akustischem und elektrischem Klang. Daher hat auch diese hier einen Magnet-PU und einen Piezo. Der Magnet ist in den Tests nicht soo toll weggekommen und so hat der Vorbesitzer diesen durch einen Dean Markley ersetzt, der bekannter Industriestandard bei A-Gitarren ist.

Ansonsten flacher Thinline-Korpus mit 3 Kammern, die jeweils eigent Schalllöcher haben. Der akustische Ton ist eher leise, fürs Sofa reichts, für alles andere brauchts Verstärkung. Die beiden TA werden auf eine gemeinsame Buchse geschaltet, es gibt 2mal Lautstärke und damit macht man dann auch den Ton. MagnetTA aufdrehen für warmen Grundton, dann Piezo dazu gibt gleichzeitig die Höhen, soviel man will. Eigentlich ganz leicht zu bedienen.

Optisch sicherlich keine Gitarre für die Masse, eher für Individualisten. Die Verarbeitung ist Chinatypisch gut, den Lack könnte ich mir etwas dünner vorstellen, schöne Einfassung der Ränder mit Perlmutt.

Dazu noch die lange Mensur einer Bariton-Gitarre gibt einen etwas sonoren Ton. Schöne Abwechslung. Mal was anderes.

Brot&Butter&Mehr

Line 6 Helix FX

Heute schreibe ich etwas über ein eher unscheinbares Gerät, das für mich aber zentral für meine verschiedenen Gitarrenaktivitäten ist und immer noch wird: Line6 Helix FX.

Das ist aus der großen Helix-Familie das einzige Gerät, das keine Ampsimulationen mitbringt, aber ansonsten ein riesengroße Effekttheke hat mit so ziemlich allem, was man sich wünschen kann.

Ich hab früher einige Jahre lang Modeller gespielt wir DG-Stomp und Tonelab und bei beiden war ich nach einiger Zeit klanglich nicht mehr zufrieden, weil ich irgendetwas hörte, dass nicht wegzukriegen war und nicht zu den Sounds gehörte. Und als ich mich einmal darauf eingeschossen hatte, war es mit der Liebe ganz schnell vorbei.

Ich bin danach wieder zu klassischen Combos zurückgekehrt, habe aber immer eine Faible für kleine und kompakte Lösungen gehabt, weswegen ich auch ungern Pedalboards nutze.

Als dann die großen Boliden wie Axe FX, Kemper und auch Helix rauskamen, war das für mich preislich einfach nicht diskutabel. Als dann das erschwingliche FX rauskam, probierte ich es aus, denn einen Amp hatte ich ja schon….

Was soll ich sagen? Ich hab ein paar Verzerrer ausprobiert und obwohl ich da nicht so der Experte bin und schon tausend Sachen ausprobiert hatte, habe ich die Sounds von Platten wiedererkannt, die ich hatte (ach, so klingt also ein Klon……?).

Das war für mich der entscheidende Punkt, wenn das so realitätsnah ist, passt das für mich sehr gut.

Seitdem nutze ich meinen Combo (Koch Jupiter) und davor das FX und das passt prima.

Bedienung ist sehr gut gelöst, die meisten Sachen gehen auch ohne Handbuchstudium und die Kiste kann darüber hinaus mehr, als ich für meine Musik brauche.

Was mir nicht so gefällt, ist das merkwürdige Netzteil und warum man da steckerseitig gewollt inkompatibel mit dem (Boss-)standard ist, obwohl das Ding auf 9V läuft, kann ich zwar ahnen, finde das aber trotzdem doof.

Was toll ist: Seit ich das Gerät habe bringt Line6 immer wieder Updates raus, welche die Möglichkeiten des Gerätes erheblich erweitern. Mein Gerät heute kann deutlich mehr, als zu der Zeit, als ich es gekauft habe und das kostet nichts. Die Firma versteht das offenbar als Plattform, die sich weiterentwickelt und das tut soo gut, seinen Invest sicher zu sehen (Liebe Jungs von TC, schneidet euch da mal was von ab…..)

Ich fühle mich gut, weil das investierte Geld offenbar auch langzeitsicher angelegt ist. Damit würde ich mich auch finanziell trauen, was größeres bei denen zu kaufen.

Was noch? Ah ja, es gab ein paar Impulsantworten von Line6 für umme, die die gängigsten Verstärker abbilden (Tweed, Deluxe, Marshall, Mesa). Damit kann man auf einer Probe auch schon mal ohne nachgeschalteten echten Ämp bestehen, damit wird das endgültig ein sehr kompaktes Schweizer Messer für E-Gitarristen.

Was mein Wunsch wäre; wenn Line6 ich vielleicht mal zu einem dezidierten A-Gitarrengerät durchringen könnten, wäre toll. Ich mache hiermit auch schon mal meine A-Gitarre laut, aber da wäre eine etwas andere Anschlußperipherie hilfreich (XLR-Outs) und auch ein paar andere Dinge könnte man da noch etwas geschmeidiger machen, aber das ist kein Abstrich an meinem existierenden Gerät.

Fazit: Preis-Leistung prima, Möglichkeiten ohne Ende (mehr als ich brauche) in praktikabler und tragbarer Verpackung. Ich würde das sofort wieder kaufen.

Weihnachtsmeditation

Es kommt ein Schiff geladen ist eines dieser alten Lieder, die kaum einer versteht. Mir ist dazu das hier eingefallen

Es kommt ein Schiff.

Es kommt ein Schiff.
Geladen. Beladen. Schwere Ladung lässt es tief im Wasser liegen…
Grad so wie ich.
Schweres Wasser im Moment.
Die eine Krise ist noch nicht durch,
Da kommt auch schon die nächste.
Blick in die Zukunft? Bestenfalls unklar.
Und wie mein Leben im nächsten Jahr wird, steht in den Sternen.
Und ich kann sogar nichts tun. Ich würd ja gerne, aber…….
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Aber die Berge liegen im dichten Nebel.
Woher soll die Hilfe kommen?
Aus der Tiefe rufe ich zu dir.

Es kommt ein Schiff.
Es ist noch unterwegs. Ist noch nicht hier.
Das Schiff fährt.
Es ist noch nicht gesunken.
Der Wind und die Stürme füllen seine Segel?
Und treiben es vorwärts, an meine Küste.
In diesen Hafen. Diese Mole.

Es kommt ein Schiff.
Bis an den höchsten Bord beladen.
Es ist randvoll. Randvoll mit Gottes Sohn und seiner Liebe….
Es kommt ein Schiff.
Und ich will zum Hafen gehen und es erwarten

und mein Leuchtfeuer anzünden.

Richmond Dorchester – Canadian Beauty

Made in Canada bei Godin

Hier wieder etwas nicht so Alltägliches. Godin ist sonst eher bekannt für moderne Entwürfe, hat aber unter dem Namen RICHMOND eher retroartige Designs rausgebracht mit im Wesentlichen 3 Gitarren. Das hier ist die Dorchester, die optisch mit Elementen von Rickenbacker bis Mosrite spielt und ein wirklich cooles Instrument ist.

Angefangen bei der leicht unsymmetrischen Form mit dem längeren Horn unten und der umalufenden Kehlfräsung („German Carve“ heisst das im internationalen Volksmund.

Deutsche Kehle…..

Achtung! Das ist eine Semiakustik, auch wenn keine Löcher zu sehen sind, die Seitenteile sind hohl und die Gitarre resoniert unverstärkt recht laut. Macht auch auf dem Sofa richtig Rrrringgggg …..:)

Kanadische Hölzer…

Dann Schraubhals, lange Mensur, die Gitarre ist klanglich eher hell abgestimmt und damit im Fenderland nahe des Rickenbaches, dazu aber mit ner Menge Luft unter den Flügeln und akustischer Prägnanz im Anschlag.

Lace Alumitone Pickups

Auch die Hardware ist originell. Die Pickups sind Lace Alumitones, ein Design, welches sich weit weg befindet von der 100 Jahre alten Magnet/Spule-Technologie herkömmlicher Tonabnehmer. Sieht auch modern aus, ist klanglich aber nicht so radikal, wie es aussieht.

Die Pickups sind völlig nebengeräuschfrei auch bei viel Gähn… unterstützen gut die höhenbetonte Ausrichtung der Gesamtkonstruktion. Der Klingenschalter hat die üblichen 3 Positionen und eine 4te: Beide Pickups in Serie – ein eher mittiger Sound mit mehr Druck als die Einzel- oder Parallelschaltung. Das hilft dem Konzept der Dorchester aus meiner Sicht nicht sooo weiter, eine zusätzliche Wahl zu haben, schadet aber nix.

Der Hals mit der matten Lackierung und der „Ergocut“-Abrichtung fühlt sich an wie ein jahrelang vertrauter Freund, sehr schön. Alles ist gut erreichbar und ergonomisch; die Gitarre insgesamt ist aber natürlich groß und macht auch optisch was her.

Handschmeichler-Hals

Was geht?
Alles, wonach die Gitarre aussieht, ernsthaft.
KlingKlang a la Byrds/Tom Petty,
ich hab in meiner Coverband Simple Minds damit gespielt, das war sehr amtlich. Auch da, wo man vielleicht eine Gretsch erwägen würde, passt die Dorchester auch oft.

Vox SDC 33 (Virage Serie)

Hier ein Blindkauf per Versand; ich fand die Gitarre von den Daten her sehr interessant und hab einfach mal bestellt.

Vox und Gitarren? Eigentlich machen die doch diese legendären Verstärker, aber sonst? Nun, 2010 kam eine innovative Gitarrenserie auf den Markt, nachdem eine Kleinserie unter dem Namen VIRAGE eine Menge Lorbeeren eingeheimst hatte. Dazu gehört auch meine.

VOX SDC 33

Mich hat das Konzept mit den Tonabnehmern interessiert und auch die angestrebte gute Ergonomie.
Insgesamt eine paula-artige Gitarre bzw. auf den ersten Blick ähnlich einer Yamaha-SG. 2 TA, 2 Cutaways, 3*2 Kopfplatte, eingeleimter Hals.
Der mehrteilige Korpus ist laut Vox Mahagoni mit Escheauflage; die Esche kann man sehen, die Rückseite ist deckend lackiert.
Es gibt noch grosse Schwestern mit etwas mehr Schaltern, schönerer Decke und Inlays, die 33er ist aber die kleinste, die schon alle wesentlichen Dinge der Grossen enthält, die für mich wesentlich sind.

Sexy Rundungen, wohin man schaut….

Der Body ist heftig in 3D-modelliert, das sieht man nur aus der Schräge gut. Im Ergebnis schmiegt sich das Ding aber so gut an den Körper, wie kaum eine andere und die Anschlagshand fühlt sich genauso wohl, das ist sogar noch besser als bei meiner Strat. Dazu gefällt mir das tranparente Schwarz sehr gut, lässt die Holzstruktur gut durchscheinen und ist mal was Anderes als das ewige Sunburst.


Was ich sonst noch gut finde:

  • Mittlere „PRS“-Mensur
  • Gute 1-teilige Brückenkonstruktion aus Alu
  • Neu entwickelte COAXE-Pickups
  • Sattel aus Tusq
  • Schöne Mechaniken (tuns aber auch gut)
  • Bespielbarkeit bis in höchste Lagen astrein wg. der Halsverbindung
  • Gitarre hat CE-Aufkleber, also ist sicheres Spielen möglich 🙂

Wie tönt das ganze nun?
Mein Vergleich ist meine alte Hamer Sumburst und eine PRS SE mit P90-ern. Beides Mahagoni-Brettgitarren mit ähnlichem Konzept (Humbucker, 1-teilige Brücke, eigeleimter Hals).

Die TA sind klar Humbucker. Die Zwischenpositionen sind dement-sprechend nicht stratig hohl, sondern eher für Rhytmus-Sounds geeignet und dünnen den Ton angenehm aus. Sultans of Swing klingt damit aber nicht so ganz amtlich.
Die 2te Klangebene scheint eine Art Spulenanzapfung zu sein, das Klangbild ist schlanker, ohne Höhen zu verlieren. Vox nennt das „Clean Mode“, aber das ist Quatsch. Da kommt schon eher DireStraits auf, wenngleich das immer noch nicht Strat ist.
Dabei sind Einstreuungen kein Thema, da ist wirklich immer Ruhe, auch da, wo manche PAF-Gitarre von mir durchaus etwas Brummen liefert.

Das Spektum insgesamt aber ist deutlich heller abgestimmt als meine anderen Mahagonis, Allman Brothers gehen damit trotzdem prima und der Steg-TA hat schöne Höhen, ohne schrill zu sein. Das beisst zu und setzt sich durch, dass es eine Pracht ist.
Ich hab die 3 Gitarren jetzt grade nochmal akustisch gespielt und schon da ist der Unterschied klar erkennbar. Es sind hier also nicht gnadenlos heissgemachte TA im Spiel, sondern die Gitte hat auch akustisch mehr Pegel als Hamer und PRS und klingt länger aus bei gleichzeitig eher brillanterem Klangbild. Irgendwie ein bisschen mehr von allem.

Schöne Deckenmaserung

Bei mir ist das die „Immer Dabei“-Gitarre

Bruder M


Ich führe das nicht unwesentlich auf die Brücke zurück. Die sieht zwar umfangreich aus, ist aber sehr filigran aus Alu gefräst und wiegt fast nix . Da Alu obendrein völlig starr ist, könnte es sein, dass (das hier „Max-Connect“ genannte, aber ich weiss auch nicht, wer dieser Mensch ist….:) Teil wirklich eine aussergewöhnliche Schwingungsübertragung hinkriegt. Das Frequenzspektrum ist halt heller als Paula und auf höherem / lauterem Niveau. Wie gesagt, klassische Rocksounds gehen damit prima, schnelles Umschalten in eine etwas leisere Stufe ist ein Klacks, mit der „Single-Coil“-Schaltung landet man sogar in der Nähe von Telecasterland……

CoAse-Pickups und MaxConnect-Brücke

Ich hab auf UTube eine Demo der grossen 55er Schwester gesehen, da spielt der Typ die ganze Zeit über einen Fenderamp höhenmäßig gedeckte jazzartige Sounds, das kann ich hier gar nicht erkennen, da müsste ich den Tonregler fast ganz zu machen.

Fazit:

Nix für Traditionalisten (die haben wahrscheinlich eh nicht bis hier gelesen) aber ansonsten jeden Cent und ein Antesten wert. Bei mir ist das die „Immer Dabei“-Gitarre, wenn ich mal auftrete. Wenn die andere Gitarre Proleme macht oder irgendetwas ist, nehme ich die Vox in die Hand und fühle mich direkt wohl. Und sie lässt mich zwischen Rockig bis Clean nicht hängen…..

Bruder M sein ZuHause