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…. die ich mal besessen oder immer noch habe…

Blueridge BR 343 „Gospel Guitar“

Heute ist mir die Überschrift leichtgefallen; Blueridge hat die ultimative Evangeliumsgitarre herausgebracht und die musste ich natürlich einfach haben. Kompakte OM-Bauform, die Infos, ob nur die Decke oder auch der Rest der Box massiv ist, schwanken, eine für mich sehr geschmackvolle dunkle Burst-Lackierung und……

Der heilige Gral....
Der heilige Gral

So prall und geschmacklos, daß es schon wieder toll ist, oder? Findige Bibelleser merken an, daß die Sage vom heiligen Gral ja gar nicht christlich ist, auch die 3 Ringe als (keltisch geprägte) Darstellung der Dreifaltigkeit dürfte weiten Teilen der Christenheit eher fremd sein.

Da ich öfters Musik in Gottesdiensten u.ä. mache, mußte ich mir das Ding einfach besorgen und hab es dann auch irgendwann gebraucht erstanden. Am Schlagbrett hatte jemand rumgefpuscht, das kam neu und runter, etwas Liebe für den Hals und den Lack und schon strahlte das gute Stück.

Der Boden ist leicht gewölbt, die Zarge eher schmal (8-10 cm), so spricht die Gitarre schnell und resonant an, leicht ist sie auch, unter 3 kg, würde ich sagen (Kofferwaage grade nicht da).

Bespielbarkeit und Saitenlage tagellos, alles tut wie es soll, Mahagoni am Hals sorgt für Wärme, die Decke ist gut eingeschwungen, es macht großen Spaß, sie zu spielen.

Schlanker Hals

Einzig der doch recht schmale Hals ist für meine dicken Finger auf Dauer etwas eng, da muß ich gucken, ob das auf Dauer bleibt. Die Mechaniken sind leichte offene Typen, die ihren Job klaglos verrichten und Kopflastigkeit verhindern.

Kopfsache

Dann ist da auch noch ein passiver Tonabnehmer verbaut (K&K pder JJB), der seinen Dienst ordentlich erledigt. Das klingt zwar nicht wie ein teures 2-Weg-System, gibt aber ein sauberes Grundsignal ohne den Quack von Piezo-Systemen, das man mit einem geeigneten PreÄmp problemlos in die gewünschte Richtung bringen kann.

EIn schöner Rücken……

Es ist meine 2te Blueridge und ich muß sagen, daß ich überrascht bin, was die hier für relativ kleines Geld auf die Theke legen.

Klassische Designs aus den USA werden in China kompetent umgesetzt, das erinnert mich etwas an das Konzept von Sigma-Gitarren hier bei uns. Wenn das keine gute Nachricht (GOSPEL) ist……:)

Eine Epiphanie von Epiphone

Ich musste erst diese Gitarre auspacken, um das Wortspiel in der Firmenbezeichnung der Fa. Epiphone zu verstehen. Das ist nicht nur vom Familiennamen abgeleitet sondern zitiert auch (religiöse) Erscheinungen, welche mit ihren Gitarren ausgelöst werden……?!

Eine wunderschöne Epi J-45 in der Slash-Edition in Vermillion Burst. Sehr schönes Teil im Angebot beim Store in Köln und ich hab mir das spontan bestellt. Was soll ich sagen? Alles prima, im pornösen Koffer mit goldenen Schlössern räkelt sich die Dame und ist auch so direkt spielbar. Der Store hat das Ding offenbar nochmal gecheckt (Dokument liegt bei) und gleich noch ein Wischtuch und ein paar Peter-Maffay-Plektren dazugetan. Finde ich nett.
Dafür sind die in Tests erwähnten Zutaten wie Schalllochdeckel und Ersatzsaiten nicht dabei…..
Der Hals ist etwas auf der kräftigen Seite, im Netz gibt es Diskussionen, ob das noch D-Form ist oder schon ein Vau…. Leute, meine Ovation in den 70ern hatte ein V, dagegen ist das hier absolut Mainstream und auch für meine kurzen Finger gut spielbar.
Die Lackierung ist tadellos und lässt die Gitarre richtig scheinen, 2 Gurtknöpfe sind auch dran, Grover-Tuner, die Hölzer vollmassiv – Epiphone macht soweit alles richtig und auch akustisch ist das eine tolle Erscheinung.

Konstruktiv mit den Grover-Tunern erinnert mich die Indonesien-Braut an eine obskure Samick aus dem selben Land, mit der sie einige konstruktive Details gemein hat:



Es tönt mit kernigem Bass und Höhen bei leichter Mittenbetonung angenehm voll in den Ohren und Cowboy-Akkorde perlen nur so vom Griffbrett. Die Gitarre antwortet souverän auf das, was ich reingebe und macht genau das, was man von einer J-45 erwartet: die perfekte Strumming-Gitarre für Liedbegleitung. Passt.

Ich habe originale Gibsons gespielt, die das so nicht drauf hatten.

Beim längeren Spielen jedoch fällt mir auf, daß die Dame aber auch nichts anderes machen will als Akkordbegleitung – wenn ich Sololinien spiele oder durch Variation des Druckes etwas Modulieren will, sind die Bünde zu niedrig und die Finger sitzen immer auch auf dem Griffbrett auf. Für klassische Liedbegleitung prima, aber für meine Spielweise fühle ich mich nach einer Weile dann doch nicht so ganz wohl.

Die Gitarre hat so was wie ein Eigenleben, wie ich das in der Prägnanz noch nicht erlebt habe. Sie will ganz klar „3 Akkorde und die Wahrheit“ spielen, für etwas mehr individuelle Gestaltung der Töne steht sie nicht gerne zur Verfügung; ich muß nochmal drüber nachdenken, ob ich dabei bleibe.

Apropos, heute ist Kris Kristofferson gestorben, für den wäre das gewesen, obwohl, der hatte ja schon eine und hat sie wohl auch gerne gespielt……..

Alles Samick?

Mir ist da eine neue Gitarre zugeflogen, die ca 10 Jahre im Laden rumstand, völlig verranzte Werkssaiten von Dáddario aufgezogen, aber erkennbar kaum mal angeschaut in den Jahren. Eine Jumbo mit interessanter Variante in der Formgebung, Hölzer getönt oder geröstet, hochwertig verarbeitet…… ich konnte Sie nicht alleine lassen und hab sie gekauft. Als sie hier ankam, war die Bespielbarkeit nicht so dolle, ich hab etwas dran eingestellt, dann aber Nägel mit Köpfen:

Neuen Knochensattel und Stegeinlage vom Gitarrenbauer einsetzen lassen, Setup gemacht und Voilá: jetzt tuts prima:

Großvolumiger Ton, der unten noch etwas mehr hat als eine klassische Dreadnaught, die Mitten sind etwas zurückgenommen und sehr schön auflösende Höhen dabei. Wobei die Gitarre ja ein Kofferkind ist, was zwar 10 Jahre alt ist, aber keine Liebe bekommen hat, so daß sich der Ton noch etwas entwickeln wird.

Insgesamt ist die Formensprache an den Lowden-Stil angelehnt, die Lackierung aber hochglänzend. Verarbeitung ingesamt top – Die Verzierungen scheinen Perlmutt zu sein, Mechaniken vergoldet und von Grover (!). Das zeigt schon, daß man es hier ernst meint.

Den Markennamen

versteckt man…..

Die Gitarre kommt aus Indonesien und scheint von 2010 zu sein, den Typ A0-1 habe ich aber trotz intensivem Gugeln nirgendwo gefunden. Ein Prototyp?

Der Korpus ist aus einem mahagoniartigen Holz, schwer zu sagen, aus wie vielen Teilen er zusammengesetzt ist. Griffbrett und Korpus ist eingefasst, was den höherwertigen Anspruch unterstreicht. Der Hals liegt angenehm in der Hand, alles ist, wie es soll.
Fast hätte ichs vergessen: LEICHT ist sie, nicht nur für die Größe…..

Fazit:
Eine erfrischende Interpretation mit handwerklich guter Verarbeitung und guten Zutaten – wenn es sie öfter gäbe, wäre es ein Geheimtipp.

Die Gitarre des Grafen

Slick SL 56

Earl Slick (jage das mal durch einen Übersetzer…..) hat seit geraumer Zeit Gitarren, Pickups, Gurte und anderen Kram entworfen und vertreibt das (Made in China) über z. Bsp. GFS in USA. Bei uns sind die Gitarren eher selten und so habe ich mir eine bei einem Floridaurlaub mitgebracht.

Wir haben es mit einer sogenannten „Offset“-Gitarre zu tun, d.h. die Proportionen sollen/dürfen etwas „abseitig“ sein.

Hier in einer Thinline-Version mit semiakustischem Korpus. Ins Auge fällt das Finish mit rohem Holz ohne Füller, das mit dünnem Lack überzogen und dann abgeschmirgelt wird. Das ergibt diesen gebrauchten Look, der mir gut gefällt. Ansonsten ist die Planke aus mehreren Teilen zuammengesetzt, die Verarbeitung also gewollt rustikal. Die Ausstattung aber ist durchaus ernstzunehmen, darum habe ich mich auch dafür interessiert.

Messingsteg und Tele-Pickup

Einmal sind die Pickups roh ins Holz geschraubt, dann ist die gesamte Hardware konsequent in Messing gehalten. Das war vor langer Zeit in den 80ern mal in Mode und galt als NonPlusUltra, um möglichst langes Sustain zu bekommen. Hier ist der Einteiler-Steg,, Mechaniken und Potiköpfe komplett in messinggelb…….

Ansonsten passt zu dem rohen Stil natürlich auch ein „Ageing“ für die sonstigen Teile, wie hier den P90 am Hals.

Künstlich gealterter HalsPU und Griffbrett

Sieht alles etwas „angefasst“ aus uns so soll es auch sein. Das Griffbrett sieht leicht rötlich aus, als wäre es dünn lackiert. Definitiv kein Palisander oder Ebenholz, vielleicht Lorbeer/Laurel?

Die Verarbeitung ist natürlich teils (gewollt) roh, teils wirklich gut. Die Mechaniken sind super, die Achsen haben überhaupt kein Spiel und auch die Kabel im innern sind so verlegt, daß im Schallloch davon nix zu sehen ist:

Unsichtbare Kabelverlegung – topp

Im Auslieferungszustand waren die Saiten so tot, wie ich es kaum jemals erlebt habe. Für eine Gitarre, die nie im Laden hängen sollte, sondern nur per Versand zu kriegen ist, erstaunlich. Der Sattel war auch nicht gut gefeilt, so daß ich erst zu Hause meine Saiten aufgezogen und dann die Einstellung verbessert habe. Das betrifft auch die Politur der Bünde. Die sahen ab Werk gut aus, fühlten sich aber beim Spielen nicht so an. Nicht wirklich schlimm, aber für Anfänger ein großes Hindernis auf dem Weg zum Spielspaß. Auch war das Volume-Poti kaputt, die Lautstärke ließ sich nicht auf NULL runterregeln. Es bestätigt sich die Regel:

Billige Gitarren sind nichts für Anfänger

Konterfei des Grafen mit SerienNr

Der Rest ist Branchenstandard.

Und wie klingts?

Verbaut sind 500KOhm-Potis, wie sie meist eher für Doppelspuler empfohlen werden. Dementsprechend klingt die Gitte am Hals Voll und sensibel, wie man das von einem P90 erwartet, kein Muff. Der Steg ist telemäßig hell und kesselt recht deutlich. Für mich schon ein bisschen zu grell. Leider ist das Tonpoti linear, nicht logarhytmisch, so daß zwischen 10 und 2 fast nichts passiert und dann der Ton fast wie umgeschaltet wegmumpft – das ist für geschmackvolles Abregeln leider kaum zu gebrauchen. Die Mittelposition mit beiden TA ist hier erstaunlich volltönend, weil die beiden Einzelcharaktere sich prima ergänzen. Die Bespielbarkeit ist (nach ein bisschen Wartungsarbeit) prima und ich mag es. Erstaunlich ist, wie sehr der Steg nach Tele klingt, obwohl keine Telebrücke mit ihrer großen Metallplatte da ist. Der TA allerdings hat eine Bodenplatte aus Metall.

Resumé:

  • Stil ist Geschmacksache (mir gefällts)
  • Substanz gut
  • Hardware überdurchschnittlich
  • Mängel in der Qualitätskontrolle möglich (ein kaputtes Poti darf nicht passieren)

Gruß an Graf Flutsch, gut gemacht……..:=)

Flieg Vogel, flieg

Vogel Balance by Kirkland

Johannes Vogel tüftelt am Niederrhein u.a. Gitarren aus, die irgendwann in den 90ern wenigstens ein bisschen bekannt wurden. Die „Balance“ wird also in Handarbeit einzeln gebaut, da sieht kaum eine aus wie die Andere. Gleichzeitig aber gab es phasenweise offenbar eine lizenzierte Version unter dem Label „KIRKLAND“, wovon ich eine ergattert habe.

Hauptthema ist hier immer die Verknüpfung von akustischem und elektrischem Klang. Daher hat auch diese hier einen Magnet-PU und einen Piezo. Der Magnet ist in den Tests nicht soo toll weggekommen und so hat der Vorbesitzer diesen durch einen Dean Markley ersetzt, der bekannter Industriestandard bei A-Gitarren ist.

Ansonsten flacher Thinline-Korpus mit 3 Kammern, die jeweils eigent Schalllöcher haben. Der akustische Ton ist eher leise, fürs Sofa reichts, für alles andere brauchts Verstärkung. Die beiden TA werden auf eine gemeinsame Buchse geschaltet, es gibt 2mal Lautstärke und damit macht man dann auch den Ton. MagnetTA aufdrehen für warmen Grundton, dann Piezo dazu gibt gleichzeitig die Höhen, soviel man will. Eigentlich ganz leicht zu bedienen.

Optisch sicherlich keine Gitarre für die Masse, eher für Individualisten. Die Verarbeitung ist Chinatypisch gut, den Lack könnte ich mir etwas dünner vorstellen, schöne Einfassung der Ränder mit Perlmutt.

Dazu noch die lange Mensur einer Bariton-Gitarre gibt einen etwas sonoren Ton. Schöne Abwechslung. Mal was anderes.

Brot&Butter&Mehr

Line 6 Helix FX

Heute schreibe ich etwas über ein eher unscheinbares Gerät, das für mich aber zentral für meine verschiedenen Gitarrenaktivitäten ist und immer noch wird: Line6 Helix FX.

Das ist aus der großen Helix-Familie das einzige Gerät, das keine Ampsimulationen mitbringt, aber ansonsten ein riesengroße Effekttheke hat mit so ziemlich allem, was man sich wünschen kann.

Ich hab früher einige Jahre lang Modeller gespielt wir DG-Stomp und Tonelab und bei beiden war ich nach einiger Zeit klanglich nicht mehr zufrieden, weil ich irgendetwas hörte, dass nicht wegzukriegen war und nicht zu den Sounds gehörte. Und als ich mich einmal darauf eingeschossen hatte, war es mit der Liebe ganz schnell vorbei.

Ich bin danach wieder zu klassischen Combos zurückgekehrt, habe aber immer eine Faible für kleine und kompakte Lösungen gehabt, weswegen ich auch ungern Pedalboards nutze.

Als dann die großen Boliden wie Axe FX, Kemper und auch Helix rauskamen, war das für mich preislich einfach nicht diskutabel. Als dann das erschwingliche FX rauskam, probierte ich es aus, denn einen Amp hatte ich ja schon….

Was soll ich sagen? Ich hab ein paar Verzerrer ausprobiert und obwohl ich da nicht so der Experte bin und schon tausend Sachen ausprobiert hatte, habe ich die Sounds von Platten wiedererkannt, die ich hatte (ach, so klingt also ein Klon……?).

Das war für mich der entscheidende Punkt, wenn das so realitätsnah ist, passt das für mich sehr gut.

Seitdem nutze ich meinen Combo (Koch Jupiter) und davor das FX und das passt prima.

Bedienung ist sehr gut gelöst, die meisten Sachen gehen auch ohne Handbuchstudium und die Kiste kann darüber hinaus mehr, als ich für meine Musik brauche.

Was mir nicht so gefällt, ist das merkwürdige Netzteil und warum man da steckerseitig gewollt inkompatibel mit dem (Boss-)standard ist, obwohl das Ding auf 9V läuft, kann ich zwar ahnen, finde das aber trotzdem doof.

Was toll ist: Seit ich das Gerät habe bringt Line6 immer wieder Updates raus, welche die Möglichkeiten des Gerätes erheblich erweitern. Mein Gerät heute kann deutlich mehr, als zu der Zeit, als ich es gekauft habe und das kostet nichts. Die Firma versteht das offenbar als Plattform, die sich weiterentwickelt und das tut soo gut, seinen Invest sicher zu sehen (Liebe Jungs von TC, schneidet euch da mal was von ab…..)

Ich fühle mich gut, weil das investierte Geld offenbar auch langzeitsicher angelegt ist. Damit würde ich mich auch finanziell trauen, was größeres bei denen zu kaufen.

Was noch? Ah ja, es gab ein paar Impulsantworten von Line6 für umme, die die gängigsten Verstärker abbilden (Tweed, Deluxe, Marshall, Mesa). Damit kann man auf einer Probe auch schon mal ohne nachgeschalteten echten Ämp bestehen, damit wird das endgültig ein sehr kompaktes Schweizer Messer für E-Gitarristen.

Was mein Wunsch wäre; wenn Line6 ich vielleicht mal zu einem dezidierten A-Gitarrengerät durchringen könnten, wäre toll. Ich mache hiermit auch schon mal meine A-Gitarre laut, aber da wäre eine etwas andere Anschlußperipherie hilfreich (XLR-Outs) und auch ein paar andere Dinge könnte man da noch etwas geschmeidiger machen, aber das ist kein Abstrich an meinem existierenden Gerät.

Fazit: Preis-Leistung prima, Möglichkeiten ohne Ende (mehr als ich brauche) in praktikabler und tragbarer Verpackung. Ich würde das sofort wieder kaufen.

Richmond Dorchester – Canadian Beauty

Made in Canada bei Godin

Hier wieder etwas nicht so Alltägliches. Godin ist sonst eher bekannt für moderne Entwürfe, hat aber unter dem Namen RICHMOND eher retroartige Designs rausgebracht mit im Wesentlichen 3 Gitarren. Das hier ist die Dorchester, die optisch mit Elementen von Rickenbacker bis Mosrite spielt und ein wirklich cooles Instrument ist.

Angefangen bei der leicht unsymmetrischen Form mit dem längeren Horn unten und der umalufenden Kehlfräsung („German Carve“ heisst das im internationalen Volksmund.

Deutsche Kehle…..

Achtung! Das ist eine Semiakustik, auch wenn keine Löcher zu sehen sind, die Seitenteile sind hohl und die Gitarre resoniert unverstärkt recht laut. Macht auch auf dem Sofa richtig Rrrringgggg …..:)

Kanadische Hölzer…

Dann Schraubhals, lange Mensur, die Gitarre ist klanglich eher hell abgestimmt und damit im Fenderland nahe des Rickenbaches, dazu aber mit ner Menge Luft unter den Flügeln und akustischer Prägnanz im Anschlag.

Lace Alumitone Pickups

Auch die Hardware ist originell. Die Pickups sind Lace Alumitones, ein Design, welches sich weit weg befindet von der 100 Jahre alten Magnet/Spule-Technologie herkömmlicher Tonabnehmer. Sieht auch modern aus, ist klanglich aber nicht so radikal, wie es aussieht.

Die Pickups sind völlig nebengeräuschfrei auch bei viel Gähn… unterstützen gut die höhenbetonte Ausrichtung der Gesamtkonstruktion. Der Klingenschalter hat die üblichen 3 Positionen und eine 4te: Beide Pickups in Serie – ein eher mittiger Sound mit mehr Druck als die Einzel- oder Parallelschaltung. Das hilft dem Konzept der Dorchester aus meiner Sicht nicht sooo weiter, eine zusätzliche Wahl zu haben, schadet aber nix.

Der Hals mit der matten Lackierung und der „Ergocut“-Abrichtung fühlt sich an wie ein jahrelang vertrauter Freund, sehr schön. Alles ist gut erreichbar und ergonomisch; die Gitarre insgesamt ist aber natürlich groß und macht auch optisch was her.

Handschmeichler-Hals

Was geht?
Alles, wonach die Gitarre aussieht, ernsthaft.
KlingKlang a la Byrds/Tom Petty,
ich hab in meiner Coverband Simple Minds damit gespielt, das war sehr amtlich. Auch da, wo man vielleicht eine Gretsch erwägen würde, passt die Dorchester auch oft.

Kraushaar Holzwurm – Mal was anderes

Alles ausser NORMAL

Heute nochmal eine Gitarre von Walter Kraushaar (www.kraushaar-gitarren.de). Die hat er nicht für mich gebaut, ich hab sie gebraucht erstanden, fand aber den fantasievollen Entwurf so toll, daß ich auch meine Frau überreden konnte….

Es handelt sich um eine Semiakustik, oder besser gesagt, „Thinline“ als Bauform. Dabei wird eine massive Planke weitgehend hohl gefräst und dann darauf ein semiakustischer Aufbau gesetzt. Hier ein Foto aus dem Bauzustand in der Werkstatt, der das schön zeigt:

Waschechte Thinline-Konstruktion

Damit hat die Gitarre zunächst ähnliche Gene, wie eine massive Brettgitarre, kombiniert mit mehr „Luft“, wie ein hohler Korpus es oft mit sich bringt. Woraus die Basisplanke ist, kann ich nicht sagen, vermute Korina, wesentlicher ist aber die verstrebte Unterkonstruktion, welche alle Hohlräume miteinander durchlässig verbindet, so daß hier akustisch mehr passieren kann als bei einer Gibson ES.

Schöner Rücken und 5-streifiger Hals

Der 5-streifige Hals ist bei Kraushaar öfter zu sehen, ergibt eine absolut stabile und verwindungssteife Konstruktion. Die Kopfplatte wiederum ist als Fensterkopf ausgeführt wie bei Klassikgitarren und komplettiert die eigenwillige Formensprache.

Klassischer Fensterkopf

Hier wie im Korpus ist das Deckenholz natürlich ein echter Hingucker, schöne Strukturen werden durch das Wachs- und Ölfinisch schön in Szene gesetzt. zusammen mit dem Tailpiece aus Holz ein sehr stimmiges Bild, welches den Rahmen bildet für die durchbrochenen Löscher in der Decke, welche das „Holzwurm“-Motiv wunderschön illustrieren.

Schön gezeichnete Massivdecke

Dazu 5-Wegchalter und ursprünglich Schaller-Golden-50s, Pickups mit ausgeklügelter Schaltung zeigt nochhmals das „Alles ausser gewöhnlich“-Motto. Die Brücke ist von Schaller und hat einen Piezo eingebaut, der dazugemischt werden kann, was die Gitte nochmals vielseitiger macht.

Allerdings habe ich die Schallers getauscht, weil – ich gebe es zu- die vor allem optisch mit allem in Schwarz irgendwie nicht zur Gitarre passten. Ich wollte die Gitarre eh ein bisschen in Richtung GRETSCH bringen und hab ihr GFS Retrotrons spendiert, dazu die Schaltung ein bisschen modifiziert und – jetzt taugt sie mir sehr. Das ist natürlich kein Rocker, ich hab auch etwas kräftigere Saiten drauf (11er), da geht alles von Jazz bis Crunch und die Gesamtabstimmung ist eher hell und absolut nicht wie bei einer Gibson ES. Eigentlich die einzige Gitarre, bei der ich den Klangregler leicht zugedreht habe in der Standardeinstellung.

Schaller Grandtune-Mechaniken

Ansonsten ist interessant, wie lange ich gebraucht habe, um der Gitarre zuzuhören, was ist ist und was sie gut kann. Gitarristen sind halt stark in den bekannten Gitarrenklischees verhaftet, eine Paula klingt wie Slash,, eine Strat wie Mark Knopfler, eine Tele wie …….

Wenn eine Gitarre so anders aussieht wie diese hier, wird man zurückgeworfen auf die eigenen Ohren und das braucht ein bisschen länger.

Zum Schluß noch eine Schräge, die sehr schön die 3d-Gestaltung des Korpus zeigt. Und Tragekomfort/Ergonomie ist ein Traum, keine 3 kg, die mag man auch im fortgeschrittenen Alter gar nicht mehr aus der Hand legen…….

Elegante Schwünge, wohin man sieht….

Neu auf der Bank…

Ich hab mir meine HarleyBenton Resoking vorgenommen, den dicken Lack am Hals runter, dunkel gebeizt, jetzt kommt Stück für Stück Ölfinish drauf, das fühlt sich einfach besser an.

Man beachte die eher groben Fräsarbeiten im Korpus.

Dann ist da noch ein besserer Piezo-Pickup auf dem Weg zu mir, der nächste Woche reinkommt, dann hören wir mal, wie sich das Ganze macht.

Hals wird gebeizt….

Koch Jupiter

Beim Jupiter, ein Verstärker?!
Ein 2-kanaliger Hybridamp mit 2 AX7-Röhren und 12-Zoll-Lautsprecher.
Das Gerät hat meinen Tubemeister 18 abgelöst, zu dem ich 2 Jahre lang eine Art Hassliebe bezüglich der Ämpzerre entwickelt habe, obwohl mir das Grundkonzept sehr gefallen hat. Der Jupiter ist vom Grundkonzept und den Features ähnlich, 2 Kanäle mit Boost, RecordingOut, Kombo, für mich passt das.


Der Koch holt seine Röhrenkomponente im Ton ja aus den AX7, ähnlich dem Konzept der alten H&K-Attax, die ich einige Jahre gespielt habe. Ich hatte auch die CreamMachine mit der gleichen Röhrenbestückung und ein VOX Tonelab LE, bei welchem ich auch meine, den Röhrentyp aus der Zerre rausgehört zu haben, wenn man den TUBE-Regler heftig reingedreht hat.
Beim Koch ist das anders, der klingt irgendwie erwachsener. Beide Kanäle erlauben, so etwas wie Vor- und Endstufe getrennt zu regeln, der Master heisst hier „Dimmer“.
Mit Strat gehts im CleanKanal fenderartig bis zu einem leichten Crunch. Das tönt in meinen Ohren allerdings besser als bei den H&K-Amps, die ich hatte, wo bei weit aufgedrehtem Clean die Zerre irgendwie angestrengt und unorganischer gewirkt hat. Kommt hier besser und wenn man den 2ten Volumeregler („Master“) reindreht, ergibt sich wirklich so eine Art hintergründiger Endstufenzerre, das wirkt ja auch bei Röhrenamps irgendwie anders als eine aufgerissene Vorstufe. Sehr schön.

Der Zerrkanal legt da nochmal eine Schüppe drauf, maximaler Zerrgrad bis ClassicRock, würde ich sagen, für alles darüber hinaus dann nochmal ein fussschaltbarer Boost, den ich sehr praxisgerecht abgestimmt höre (beim TM war der zwar durchsetzungsstark aber tonal eher mau). Wunderbar, um zum Riff das Solo zu spielen.
Natürlich ist ein 12-Zoll-Combo nichts für Metaller, obwohl Koch dafür ein Schwestermodell „Startrooper“ hat – warum die diesen schönen Amps so bescheuerte Namen geben, versteh ich nicht.

Zerrkanäle sind tonal immer Geschmackssache, wo der Markt hunderte Verzerrerpedale aushält, kann ein Verstärker nicht allen gefallen, die Tendenz ist Marshallig, würde ich sagen, in jedem Fall aber ERWACHSEN und damit ernstzunehmen. Aus meiner Sicht kann man damit prima arbeiten, mir gefällt die tonale Abstimmung sehr gut. Definitiv kene Alibiröhre, sondern vollwertiges Sounddesign; ich vermute, daß wesentliche Anteile aus der Transistorschaltung kommen.

Das Bild entspricht meinem Typ…..

Was sonst? Die Optik mit weissen Potis auf grünem Tolex finde ich schick, die Idee mit den verschieden grossen Potiknöpfen macht die Einstellung supergut erkennbar, warum macht das eigentlich sonst keiner? die Klangregelung ist praxisgerecht, aber nicht aufregend, den DigiHall finde ich gut.

Anteil am erwachsenen Klang hat das relativ grosszügig bemessene Gehäuse. Kommt sehr souverän und angenehm unaufgeregt, da braucht die Klangregelung nur noch feinabstimmen.
Nur so leicht und kompakt wie KOCH die Kiste bewirbt, ist das Ganze so nicht mehr so ganz, man hat schon eine Menge zu schleppen. Ich habe deshalb einen Jensen Neo reingeschraubt, das spart ein paar Kilo.



Gar keine Nachteile?
Leichtes Netzbrummen zeigt an, daß der Koch eingeschaltet ist; schade, das können meine anderen Kisten im Regelfall nahezu geräuschlos (ich bin da allerdigs sensibel, im Proberaum ist das unerheblich). Dazu noch frequenzkorrigierter LeinAut und alles ist Prima. Der Jupiter kann aber auch somit einem enigermassen zivilisierten Trommler locker mithalten, das müssten 45 Röhrenwatt sein……

Fazit:
Zu unrecht ein Nischendasein,
Prima praxistaugliches Design,
Tonal voll auf der Höhe, gute Verarbeitung, bezahlbarer Preis.
Ausprobieren

UPDATE:
Ich habe ihm einen Jensen C12 spendiert, damit klingt er deutlich fenderiger, was mir sehr gut gefällt. Nur voll aufreissen kann ich ihn nicht mehr, weil der Speaker nicht ganz so viel aushält.