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…. die ich mal besessen oder immer noch habe…

Brot&Butter&Mehr

Line 6 Helix FX

Heute schreibe ich etwas über ein eher unscheinbares Gerät, das für mich aber zentral für meine verschiedenen Gitarrenaktivitäten ist und immer noch wird: Line6 Helix FX.

Das ist aus der großen Helix-Familie das einzige Gerät, das keine Ampsimulationen mitbringt, aber ansonsten ein riesengroße Effekttheke hat mit so ziemlich allem, was man sich wünschen kann.

Ich hab früher einige Jahre lang Modeller gespielt wir DG-Stomp und Tonelab und bei beiden war ich nach einiger Zeit klanglich nicht mehr zufrieden, weil ich irgendetwas hörte, dass nicht wegzukriegen war und nicht zu den Sounds gehörte. Und als ich mich einmal darauf eingeschossen hatte, war es mit der Liebe ganz schnell vorbei.

Ich bin danach wieder zu klassischen Combos zurückgekehrt, habe aber immer eine Faible für kleine und kompakte Lösungen gehabt, weswegen ich auch ungern Pedalboards nutze.

Als dann die großen Boliden wie Axe FX, Kemper und auch Helix rauskamen, war das für mich preislich einfach nicht diskutabel. Als dann das erschwingliche FX rauskam, probierte ich es aus, denn einen Amp hatte ich ja schon….

Was soll ich sagen? Ich hab ein paar Verzerrer ausprobiert und obwohl ich da nicht so der Experte bin und schon tausend Sachen ausprobiert hatte, habe ich die Sounds von Platten wiedererkannt, die ich hatte (ach, so klingt also ein Klon……?).

Das war für mich der entscheidende Punkt, wenn das so realitätsnah ist, passt das für mich sehr gut.

Seitdem nutze ich meinen Combo (Koch Jupiter) und davor das FX und das passt prima.

Bedienung ist sehr gut gelöst, die meisten Sachen gehen auch ohne Handbuchstudium und die Kiste kann darüber hinaus mehr, als ich für meine Musik brauche.

Was mir nicht so gefällt, ist das merkwürdige Netzteil und warum man da steckerseitig gewollt inkompatibel mit dem (Boss-)standard ist, obwohl das Ding auf 9V läuft, kann ich zwar ahnen, finde das aber trotzdem doof.

Was toll ist: Seit ich das Gerät habe bringt Line6 immer wieder Updates raus, welche die Möglichkeiten des Gerätes erheblich erweitern. Mein Gerät heute kann deutlich mehr, als zu der Zeit, als ich es gekauft habe und das kostet nichts. Die Firma versteht das offenbar als Plattform, die sich weiterentwickelt und das tut soo gut, seinen Invest sicher zu sehen (Liebe Jungs von TC, schneidet euch da mal was von ab…..)

Ich fühle mich gut, weil das investierte Geld offenbar auch langzeitsicher angelegt ist. Damit würde ich mich auch finanziell trauen, was größeres bei denen zu kaufen.

Was noch? Ah ja, es gab ein paar Impulsantworten von Line6 für umme, die die gängigsten Verstärker abbilden (Tweed, Deluxe, Marshall, Mesa). Damit kann man auf einer Probe auch schon mal ohne nachgeschalteten echten Ämp bestehen, damit wird das endgültig ein sehr kompaktes Schweizer Messer für E-Gitarristen.

Was mein Wunsch wäre; wenn Line6 ich vielleicht mal zu einem dezidierten A-Gitarrengerät durchringen könnten, wäre toll. Ich mache hiermit auch schon mal meine A-Gitarre laut, aber da wäre eine etwas andere Anschlußperipherie hilfreich (XLR-Outs) und auch ein paar andere Dinge könnte man da noch etwas geschmeidiger machen, aber das ist kein Abstrich an meinem existierenden Gerät.

Fazit: Preis-Leistung prima, Möglichkeiten ohne Ende (mehr als ich brauche) in praktikabler und tragbarer Verpackung. Ich würde das sofort wieder kaufen.

Richmond Dorchester – Canadian Beauty

Made in Canada bei Godin

Hier wieder etwas nicht so Alltägliches. Godin ist sonst eher bekannt für moderne Entwürfe, hat aber unter dem Namen RICHMOND eher retroartige Designs rausgebracht mit im Wesentlichen 3 Gitarren. Das hier ist die Dorchester, die optisch mit Elementen von Rickenbacker bis Mosrite spielt und ein wirklich cooles Instrument ist.

Angefangen bei der leicht unsymmetrischen Form mit dem längeren Horn unten und der umalufenden Kehlfräsung („German Carve“ heisst das im internationalen Volksmund.

Deutsche Kehle…..

Achtung! Das ist eine Semiakustik, auch wenn keine Löcher zu sehen sind, die Seitenteile sind hohl und die Gitarre resoniert unverstärkt recht laut. Macht auch auf dem Sofa richtig Rrrringgggg …..:)

Kanadische Hölzer…

Dann Schraubhals, lange Mensur, die Gitarre ist klanglich eher hell abgestimmt und damit im Fenderland nahe des Rickenbaches, dazu aber mit ner Menge Luft unter den Flügeln und akustischer Prägnanz im Anschlag.

Lace Alumitone Pickups

Auch die Hardware ist originell. Die Pickups sind Lace Alumitones, ein Design, welches sich weit weg befindet von der 100 Jahre alten Magnet/Spule-Technologie herkömmlicher Tonabnehmer. Sieht auch modern aus, ist klanglich aber nicht so radikal, wie es aussieht.

Die Pickups sind völlig nebengeräuschfrei auch bei viel Gähn… unterstützen gut die höhenbetonte Ausrichtung der Gesamtkonstruktion. Der Klingenschalter hat die üblichen 3 Positionen und eine 4te: Beide Pickups in Serie – ein eher mittiger Sound mit mehr Druck als die Einzel- oder Parallelschaltung. Das hilft dem Konzept der Dorchester aus meiner Sicht nicht sooo weiter, eine zusätzliche Wahl zu haben, schadet aber nix.

Der Hals mit der matten Lackierung und der „Ergocut“-Abrichtung fühlt sich an wie ein jahrelang vertrauter Freund, sehr schön. Alles ist gut erreichbar und ergonomisch; die Gitarre insgesamt ist aber natürlich groß und macht auch optisch was her.

Handschmeichler-Hals

Was geht?
Alles, wonach die Gitarre aussieht, ernsthaft.
KlingKlang a la Byrds/Tom Petty,
ich hab in meiner Coverband Simple Minds damit gespielt, das war sehr amtlich. Auch da, wo man vielleicht eine Gretsch erwägen würde, passt die Dorchester auch oft.

Kraushaar Holzwurm – Mal was anderes

Alles ausser NORMAL

Heute nochmal eine Gitarre von Walter Kraushaar (www.kraushaar-gitarren.de). Die hat er nicht für mich gebaut, ich hab sie gebraucht erstanden, fand aber den fantasievollen Entwurf so toll, daß ich auch meine Frau überreden konnte….

Es handelt sich um eine Semiakustik, oder besser gesagt, „Thinline“ als Bauform. Dabei wird eine massive Planke weitgehend hohl gefräst und dann darauf ein semiakustischer Aufbau gesetzt. Hier ein Foto aus dem Bauzustand in der Werkstatt, der das schön zeigt:

Waschechte Thinline-Konstruktion

Damit hat die Gitarre zunächst ähnliche Gene, wie eine massive Brettgitarre, kombiniert mit mehr „Luft“, wie ein hohler Korpus es oft mit sich bringt. Woraus die Basisplanke ist, kann ich nicht sagen, vermute Korina, wesentlicher ist aber die verstrebte Unterkonstruktion, welche alle Hohlräume miteinander durchlässig verbindet, so daß hier akustisch mehr passieren kann als bei einer Gibson ES.

Schöner Rücken und 5-streifiger Hals

Der 5-streifige Hals ist bei Kraushaar öfter zu sehen, ergibt eine absolut stabile und verwindungssteife Konstruktion. Die Kopfplatte wiederum ist als Fensterkopf ausgeführt wie bei Klassikgitarren und komplettiert die eigenwillige Formensprache.

Klassischer Fensterkopf

Hier wie im Korpus ist das Deckenholz natürlich ein echter Hingucker, schöne Strukturen werden durch das Wachs- und Ölfinisch schön in Szene gesetzt. zusammen mit dem Tailpiece aus Holz ein sehr stimmiges Bild, welches den Rahmen bildet für die durchbrochenen Löscher in der Decke, welche das „Holzwurm“-Motiv wunderschön illustrieren.

Schön gezeichnete Massivdecke

Dazu 5-Wegchalter und ursprünglich Schaller-Golden-50s, Pickups mit ausgeklügelter Schaltung zeigt nochhmals das „Alles ausser gewöhnlich“-Motto. Die Brücke ist von Schaller und hat einen Piezo eingebaut, der dazugemischt werden kann, was die Gitte nochmals vielseitiger macht.

Allerdings habe ich die Schallers getauscht, weil – ich gebe es zu- die vor allem optisch mit allem in Schwarz irgendwie nicht zur Gitarre passten. Ich wollte die Gitarre eh ein bisschen in Richtung GRETSCH bringen und hab ihr GFS Retrotrons spendiert, dazu die Schaltung ein bisschen modifiziert und – jetzt taugt sie mir sehr. Das ist natürlich kein Rocker, ich hab auch etwas kräftigere Saiten drauf (11er), da geht alles von Jazz bis Crunch und die Gesamtabstimmung ist eher hell und absolut nicht wie bei einer Gibson ES. Eigentlich die einzige Gitarre, bei der ich den Klangregler leicht zugedreht habe in der Standardeinstellung.

Schaller Grandtune-Mechaniken

Ansonsten ist interessant, wie lange ich gebraucht habe, um der Gitarre zuzuhören, was ist ist und was sie gut kann. Gitarristen sind halt stark in den bekannten Gitarrenklischees verhaftet, eine Paula klingt wie Slash,, eine Strat wie Mark Knopfler, eine Tele wie …….

Wenn eine Gitarre so anders aussieht wie diese hier, wird man zurückgeworfen auf die eigenen Ohren und das braucht ein bisschen länger.

Zum Schluß noch eine Schräge, die sehr schön die 3d-Gestaltung des Korpus zeigt. Und Tragekomfort/Ergonomie ist ein Traum, keine 3 kg, die mag man auch im fortgeschrittenen Alter gar nicht mehr aus der Hand legen…….

Elegante Schwünge, wohin man sieht….

Neu auf der Bank…

Ich hab mir meine HarleyBenton Resoking vorgenommen, den dicken Lack am Hals runter, dunkel gebeizt, jetzt kommt Stück für Stück Ölfinish drauf, das fühlt sich einfach besser an.

Man beachte die eher groben Fräsarbeiten im Korpus.

Dann ist da noch ein besserer Piezo-Pickup auf dem Weg zu mir, der nächste Woche reinkommt, dann hören wir mal, wie sich das Ganze macht.

Hals wird gebeizt….

Koch Jupiter

Beim Jupiter, ein Verstärker?!
Ein 2-kanaliger Hybridamp mit 2 AX7-Röhren und 12-Zoll-Lautsprecher.
Das Gerät hat meinen Tubemeister 18 abgelöst, zu dem ich 2 Jahre lang eine Art Hassliebe bezüglich der Ämpzerre entwickelt habe, obwohl mir das Grundkonzept sehr gefallen hat. Der Jupiter ist vom Grundkonzept und den Features ähnlich, 2 Kanäle mit Boost, RecordingOut, Kombo, für mich passt das.


Der Koch holt seine Röhrenkomponente im Ton ja aus den AX7, ähnlich dem Konzept der alten H&K-Attax, die ich einige Jahre gespielt habe. Ich hatte auch die CreamMachine mit der gleichen Röhrenbestückung und ein VOX Tonelab LE, bei welchem ich auch meine, den Röhrentyp aus der Zerre rausgehört zu haben, wenn man den TUBE-Regler heftig reingedreht hat.
Beim Koch ist das anders, der klingt irgendwie erwachsener. Beide Kanäle erlauben, so etwas wie Vor- und Endstufe getrennt zu regeln, der Master heisst hier „Dimmer“.
Mit Strat gehts im CleanKanal fenderartig bis zu einem leichten Crunch. Das tönt in meinen Ohren allerdings besser als bei den H&K-Amps, die ich hatte, wo bei weit aufgedrehtem Clean die Zerre irgendwie angestrengt und unorganischer gewirkt hat. Kommt hier besser und wenn man den 2ten Volumeregler („Master“) reindreht, ergibt sich wirklich so eine Art hintergründiger Endstufenzerre, das wirkt ja auch bei Röhrenamps irgendwie anders als eine aufgerissene Vorstufe. Sehr schön.

Der Zerrkanal legt da nochmal eine Schüppe drauf, maximaler Zerrgrad bis ClassicRock, würde ich sagen, für alles darüber hinaus dann nochmal ein fussschaltbarer Boost, den ich sehr praxisgerecht abgestimmt höre (beim TM war der zwar durchsetzungsstark aber tonal eher mau). Wunderbar, um zum Riff das Solo zu spielen.
Natürlich ist ein 12-Zoll-Combo nichts für Metaller, obwohl Koch dafür ein Schwestermodell „Startrooper“ hat – warum die diesen schönen Amps so bescheuerte Namen geben, versteh ich nicht.

Zerrkanäle sind tonal immer Geschmackssache, wo der Markt hunderte Verzerrerpedale aushält, kann ein Verstärker nicht allen gefallen, die Tendenz ist Marshallig, würde ich sagen, in jedem Fall aber ERWACHSEN und damit ernstzunehmen. Aus meiner Sicht kann man damit prima arbeiten, mir gefällt die tonale Abstimmung sehr gut. Definitiv kene Alibiröhre, sondern vollwertiges Sounddesign; ich vermute, daß wesentliche Anteile aus der Transistorschaltung kommen.

Das Bild entspricht meinem Typ…..

Was sonst? Die Optik mit weissen Potis auf grünem Tolex finde ich schick, die Idee mit den verschieden grossen Potiknöpfen macht die Einstellung supergut erkennbar, warum macht das eigentlich sonst keiner? die Klangregelung ist praxisgerecht, aber nicht aufregend, den DigiHall finde ich gut.

Anteil am erwachsenen Klang hat das relativ grosszügig bemessene Gehäuse. Kommt sehr souverän und angenehm unaufgeregt, da braucht die Klangregelung nur noch feinabstimmen.
Nur so leicht und kompakt wie KOCH die Kiste bewirbt, ist das Ganze so nicht mehr so ganz, man hat schon eine Menge zu schleppen. Ich habe deshalb einen Jensen Neo reingeschraubt, das spart ein paar Kilo.



Gar keine Nachteile?
Leichtes Netzbrummen zeigt an, daß der Koch eingeschaltet ist; schade, das können meine anderen Kisten im Regelfall nahezu geräuschlos (ich bin da allerdigs sensibel, im Proberaum ist das unerheblich). Dazu noch frequenzkorrigierter LeinAut und alles ist Prima. Der Jupiter kann aber auch somit einem enigermassen zivilisierten Trommler locker mithalten, das müssten 45 Röhrenwatt sein……

Fazit:
Zu unrecht ein Nischendasein,
Prima praxistaugliches Design,
Tonal voll auf der Höhe, gute Verarbeitung, bezahlbarer Preis.
Ausprobieren

UPDATE:
Ich habe ihm einen Jensen C12 spendiert, damit klingt er deutlich fenderiger, was mir sehr gut gefällt. Nur voll aufreissen kann ich ihn nicht mehr, weil der Speaker nicht ganz so viel aushält.

Tolle Tele

Tolle Tele….

Aus der beliebten Classic Vibe-Serie der Fender-Tochterfirma Squier (wie spricht man das eigentlich aus?) hier eine Version des ältesten Gitarrendesigns der Welt. Leo Fenders Telecaster in einer Thinline-Variante mit tw. hohlem Korpus. Alles so, wie man es seit den 50er Jahren kennt. Alles?

Nein, ich hab hier einiges bearbeitet.

Angefangen bei dem archaischen Blechwinkelsteg, den ich durch eine mechanisch seriöse Gotoh-Brücke ersetzt habe,
die Mechaniken getauscht gegen Locking-mechaniken von Kluson,
ich habe einen 4-Weg-Schalter eingebaut, um die beiden Tonabnehmer auch in Serie schalten zu können – und – sichtbarste Änderung:
ein P90-Tonabnehmer in der Halsposition.

So sieht sie aus (der Ausschnitt für den P90 ist nicht ganz so doll gelungen….)

Warum das alles? Die Originalmechaniken machten das Stimmen eher schwierig, die Blechwinkelbrücke ist fummelig einzustellen, mit P90 am Hals wollte ich das immer schon mal probieren – ich hab dann am Steg auch einen TA eingebaut, der etwas mehr Dampf hat als die serienmäßigen, die von Squier verbaut werden – obwohl die gar nicht so schlecht waren (Tonerider).

Was noch? Die ganze Gitarre ist dick in Polyesterlack gepackt, da ist sie natürlich sicher, aber das fühlt sich beim Greifen nicht so richtig gut an; ich habe daher den Halsrücken abgeschliffen und mit Wachs und Öl behandelt, so daß das jetzt ein richtiger Handschmeichler ist.

Ich meine auch, daß sie seitdem etwas offener klingt, aber auch da gilt möglicherweise: ich höre, was ich sehe…

Kopfplatte mit entlacktem Hals

Wie tönt es? Der Ahornhals ist nicht so ein brettharter Prügel wie auf manch anderer Gitarre und der Mahagonikorpus bringt ein bisschen Weichheit rein, so daß die Gitarre keinen Eierschneidersound hat, wie manche extremere Televarianten.

Zusammen mit dem P90 am Hals kann man sogar jazziges spielen, Mike Stern würde das evtl. gefallen. Ansonsten macht der Steg klassische Klingelsounds und die serielle Verschaltung gibt bei Bedarf mittigen Druck, der für diesen Typ eigentlich ungewöhnlich ist.

Da das nichts von den 3 klassischen Sounds wegnimmt, ist es mit eine willkommene Erweiterung der Speisekarte ist, zumal diese Einstellung auch brummfrei ist (Hum-bucking).

Locking-Mechaniken von Kluson auf Original-Kopfplatte

Den Stegtonabnehmer kann man sogar mit viel Gain spielen, ohne, daß es pfeift, ich habe hier einiges ausprobiert, am Ende ein bisschen elastisches Doppelklebeband druntergemacht, um die Stegplatte so zu fixieren, daß sie sich nicht aufschaukelt. Klappt!

Mahagoni in Reinkultur – auch ein schöner Rücken……

Fazit: Originale Replik eines klassischen Entwurfes mit guter Substanz und Luft nach oben bei den Zutaten.

P.S.: Irgendwann schleife ich vielleicht nochmal den Korpus ab und behandle ihn mit Ölwachs wie den Hals……

Blueridge Parlor – Mamas Liebling

Hier mal eine Parlor-Gitarre, eine Bauform, die ursprünglich im 19ten Jahrhundert für Frauen gebaut und also im „Parlor“ genutzt wurde. Blueridge BR-341, klein, kompakt, auch für zierliche Menschen gut zu bedienen, waren diese Instrumente weit verbreitet, ehe in den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts ein Größenwettlauf der Bauformen einsetzte, der in der „Schlachtschiff“-Form der klassischen Martin D-Serie seinen Höhepunkt fand.

BR-341 Parlor

Wer ist Blueridge? Eine Marke der amerikanischen Firma SAGA, die in China nach eigenen Vorgaben hochwertige Instrumente bauen lässt, die sich meist eng an klassische Vorbilder aus der Zeit vor dem 2ten Weltkrieg anlehnen. Ganz so wie diese hier.

Fensterkopfplatte

Das ganze weckt Erinnerungen an klassische (Nylon-)Gitarren mit dem Fensterkopf und Halsansatz am 12ten Bund.Die Krümmung des Griffbrettes ist auch sehr moderat. Ansonsten ist der Hals recht kräftig, die gesamte Anmutung eher schlicht ohne jedes BlingBling – selbst der Firmenname ist lediglich auf der Rückseite der Kopfplatte aufgedruckt. Die Gitarre ist aus massiven Hölzern gebaut und das hört man.

Die Verarbeitung ist insgesamt gut, die Hochglanzlackierung in meinen Augen fehlerlos und unempfindlich. Ich habe meine gebraucht gekauft und der 13te Bund hat ein bisschen Schnarren auf der E-Saite ausgelöst, so daß ich mit Feile&Co ein wenig ran musste. Jetzt ist alles Prima. Die Bundstäbchen könnten auf der Unterseite ein kleines bisschen besser abgerichtet sein, hier und da guckt es ein klein wenig raus, das ist aber nichts Wildes.

Tadellose Lackierung

Und wie klingts? Grandios. Natürlich kann die Bauform keine tiefen Bäasse, aber die Dynamik und Reaktion aufs Spiel ist großartig. Klasse insbesondere für Fingerspiel, Picking und Blues;für Geschrammmeltes gibt es andere Möglichkeiten. Die Lautstärke, welche diese kleine Teil produziert, lässt manche „große“ Gitarre daneben sehr blass aussehen. Zusammenspiel im Duo also überhaupt kein Problem.

Klassischer Steg

Ich hab ihr nach einiger Zeit einen PureMini-Pickup gegönnt, der läuft ohne Batterie und liefert ein brauchbares und problemloses Signal. Und…. die Mechaniken getauscht gegen ordentliche Klusons, jetzt hält alles die Stimmung wie es soll und es gibt keine Resonanzen im Mechanikknopf mehr.

Fazit: Mamas Liebling, weil Mama (die eigentlich nur Nylon spielt) sie am liebsten spielt und auch auf unserem Sofa ist sie immer griffbereit und die erste Adresse für Klimpern in der Freizeit.

Ein schöner Rücken…. Mahagoni mit Struktur

Macht auch als Reisegitarre eine gute Figur, ist etwa so groß wir eine Taylor GS-Mini und die klar bessere Gitarre. Blueridge sind in Deutschland relativ selten, wenn ihr eine seht, empfehle ich dringend das Ausprobieren, ihr werden staunen.

Nepomuk 15

Und hier mein neuer „Amp fürs Leben“. Nachdem mein Versuch mit einem Supro nicht soo erfolgreich war, lief mir dieser Amp einer kleinen österreichischen Manufaktur über den Weg mit dem Konzept, was ich suchte, nämlich einen „Princeton“ mit der Möglichkeit, verzerrt zu spielen.

Kurzbeschreibung:
1-Kanal-Röhre mit EL84-Endstufe, Hall und Tremolo, schaltbarer Röhrenbosst. Das Holzgehäuse zitiert auch alten Boogie-Mark-irgendwas-Stil, mir gefällts sehr gut. Was soll ich sagen, beim Kurztest im Musikladen hat er mir schon gefallen, so daß ich das habe ein bisschen sacken lassen und dann gekauft und bin…. glücklich.

Die Kiste bewegt sich genau im Grenzbereich zwischen Clean und Verzerrt am liebsten. Der Jupiter-Lautsprecher (die Firma kannte ich noch gar nicht) fügt schöne Höhen dazu, die aber nie schrill werden (Beamblocker eingebaut). Das Tremolo hat 2 Geschwindigkeitsbereiche und ist in Tiefe und Geschwindigkeit regelbar, der Hall eher dunkel abgestimmt, so daß er den Ton wunderbar modelliert. Gleichzeitig gibt es kaum Pegelverlust mit Tremolo, so daß man das ziemlich oft einfach anlassen kann – für Surfmusik oder harte Stakkatoattacken ist das allerdings nichts.

Bedienfeld – ganz in Holz

Nur 1 Klangregler, der vor der Vorstufe sitzt und so auch den Pegel und Zerrgrad beeinflusst, so wie es alte Boogies haben. Wenn man den mehr aufdreht, wird es auch etwas lauter und der Anschaltknacks kommt schön zur Geltung.

Dazu eine schaltbare Röhrenstufe als Boost, die in Intensität regelbar ist. Volle Pulle klingt das wie ein 2ter Zerrkanal, leicht eingestellt verdichtet es den Klang eher dezent, alles dazwischen geht auch und gibt andere Schattierungen. Wenn man den Boost voll aufgedreht, quasi als Zerrkanal nutzt, ist das für mich aber nicht die starke Seite der Kiste, mit manchen Gitarren bläht da der Ton etwas auf und das passt dann nicht immer.

Endstufenröhren glühen im Dunkeln…

Die Kiste ist absolut nebengeräuscharm und gibt dramatisch das wieder, was die Gitarre reintut, ich höre zum erstenmal das Rauschen des Preamps meiner Blade…. Da ist mancher Transistoramp lärmiger, super.

Ob das authentisch Fender, Marshall oder Vox ist, kann ich nicht sagen, auch habe ich noch nicht geprobt oder live mit dem Ding gespielt, nur im heimischen Keller. Ich ertappe mich allerdings dabei, daß ich den Looper auslasse und nur so mit der Gitarre vor mich hinspiele, weil es Spaß macht, der Reaktion des Amps auf den Gitarrenton zu lauschen. Der Verstärker ist wie ein verlängerter Arm des Instrumentes und verschmilzt mit ihm; so etwas habe ich bisher noch nicht so erlebt, daher: klar der beste Vertärker….:)

Achtung: Einfach Einschalten und loslegen ist nicht (immer), je nach Gitarre und Spielweise muß man ein bisschen schrauben, um den SweetSpot zu finden, und der ist mit jeder Gitarre ein bisschen anders. Wenn man sich aber darauf einlässt, wird man dann mit Toooon belohnt. Der Verstärker ist so etwas wie ein verlängerter Arm des Instrumentes und jede Kombi aus Gitarre/Amp klingt etwas anders und eigen.

Kraushaar Stageplayer

Höchste Zeit, mal etwas über eine meiner Hauptgitarren zu schreiben…..

Einmal habe ich eine Gitarre so bauen lassen, wie sie mir gefällt. Basierend auf dem Modell Stageplayer von Walter Kraushaar (www.kraushaar-gitarren.de) hier „meine“ Version.

Fichtendecke, Ahornhals, Korpus aus Platane (!) sieht dann aus der Nähe so aus:

Platane für den Korpus

Fensterkopfplatte, Fädelsteg, Hybrid-Elektrik warenmeine Wünsche, dazu eine fantastische Ergonomie, das Instrument wiegt nahezu nichts, liegt perfekt am Körper und ist auch in Details super verarbeitet.

Ich wollte einen Zwitter zwischen E- und A-Gitarre, daher passte mir der schmale Korpus sehr gut, dazu einen Magnet-Pickup von Bill Lawrence und einen Piezo unterm Steg. Der Hals ist von einer alten Hoyer ES kopiert, die ich Walter als Vorlage zhur Verfügung gestellt habe. Und der spielt sich immer noch traumhaft.

Im Ergebnis geht mit dem Lawrence sogar Jazz, auch wenn der Korpus nicht so eine dicke Mittennase produziert wie eine gewölbte Jazzdecke. Aber leicht gewölbt und damit vorgespannt ist sich auch und setzt sich somit gut durch….

Gewölbte FIchtendecke

Und das macht den Ton schon etwas mittiger. Mit dem Piezo klingt sie wie eine Westerngitarre mit Pickup, beide TA zusammen liegen irgendwo dazwischen. Ich verwende das Instrument gerne, wenn ich Gesang in der Kirche begleite, gerne auch mit einer 2ten Akustik, von der die Stageplayer sich tonal schön absetzt.

Der Entstehungsprozess mit Walter Kraushaar war sehr kreativ und für mich ein tolles Erlebnis. Man weiß ja nie so ganz, was am Ende nach dem Bauen dabei rauskommt, aber hier hat sich das Warten gelohnt.

Das ist ein Foto aus jüngeren Jahren, die Integration des Lawrence L280 ins Schallloch ist sehr schön unauffällig gelungen und man erkennt, wie die Fichtendecke mitterlweile nachgedunkelt ist. Wir beide werden wohl gemeinsam älter……:)

Stageplayer on stage

Verstärkung: Supro Comet 1610

Ich hab jetzt seit ein paar Tagen den Supro Comet 1610 hier, den T-man günstig rausgehauen hat und möchte dazu etwas schreiben. (Es wird leider etwas länger)

Vorab dazu ein paar Randbedingungen zu mir als Gitarrist.

Mein Hauptbesteck für die „große“ Band ist ein Koch Jupiter Combo mit Helix FX – unkompliziert in der Handhabung, kann fast alles, was ich mir wünsche und allein schon der Jupiter an sich ist eine klanglich gute Lösung für mich.

Zu hause habe ich einen (nicht von mir) selbstgebauten PrinzTon (mit einem Fulldrive 2 davor) und das ist zum Daddeln im Keller ganz prima. In das Tremolo habe ich mich verliebt.
Und irgendwie spukt in mir die Idee rum, das es prima wäre, wenn man den Amp bei kompatiblen Lautstärken auch ein bisschen Zerren lassen könnte, das macht der Prinz nämlich erst bei erheblicher Lautstärke, für die ich Platzverweis bekomme. Das Röhrentremolo möchte ich nicht missen und ich bin ein Freund einfacher Ausrüstung, sprich ich jage nicht die letzten 3% Ton mit 80 % Geraffel.

Enter Supro: Anspruch ist „Weniger ist mehr“ (mein Motto), ich hab die Kisten schon bei internationalen Profis auf der Bühne gesehn . Das ganze wird in Asien vormontiert und in USA endmontiert (und gecheckt). Ähnlich macht Duesenberg das auch und die haben recht hübsche Töchter…..

Der Comet wird as „High Gain“ beworben und in ein paar Tubenvideos hörte das sich auch ganz viel versprechend an.

:sabber:

Da ist er nun und sieht (vielleicht etwas gewollt) schick aus in seinem 2-Farb-Tolexmantel. Formfaktor und Gewicht passt für mich, das Panel ist irgendeinem Standard aus den frühen 50ern nachempfunden, als die Musiker noch hinter den Verstärkern standen. Da pfeift jemand auf „Form follows function“, die Einstellung der Potis ist nahezu nicht erkennbar (auf einer dunklen Bühne mit Sicherheit nicht) – gut, nicht ganz meins, aber nicht spielentscheidend.

Amp an sich fühlt sich gut an, Netzkabel, Strom, Standby umgelegt und leiser aber vernehmbarer Netzbrumm. Nicht schlimm, warum das aber bei einem aktuellen Amp für 1500€ nicht besser geht, verstehe ich nicht. Der Speaker ist noch etwas steif um die Hüften, der braucht noch ein paar Stunden spielen bis das wird. Auf dem Pappkarton zur Qualitätssicherung hat irgendjemand „Burn in“ abgehakt….

:irre01:

Meine Kraushaar-Semi raus (P90 am Hals und PAF am Steg), HalsPU ein und „Schräng“ mit allen Reglern auf 12 und das Ding haut ein fieses Dröhnen raus, was alles andere tonal überdeckt. Am Steg und Zwischenpositionen geht es einigermaßen, sobald aber die Resonanzfrequenz etwas runterrutscht, wird das Ergebnis unerfreulich. Strat ans Kabel, mit HalsTA das gleiche, Zwischenpositionen und Steg gehen, aber insgesamt kaum brauchbar. Die Klangregelung ist keine einfache Tonblende, sondern dreht einmal Höhen auf und irgendwo auch Bässe weg. Theoretisch alles, was man braucht. Um den HalsTA hier aber unfallfrei an den Start zu kriegen, muß ich den soweit aufdrehen, daß mir die Ohren bluten vor Höhen. Kraushaar, Strat, PRS Soapbar, gleiches Ergebnis.

:thumbsdown01:

Weniger ist hier nicht mehr, sondern…. Weniger. Es ist für jede Gitarre (und sogar jeden Tonabnehmer) ein SweetSpot zu suchen/finden, für den die Klangregelung ein notdürftig brauchbares Ergebnis liefert. Die meisten meiner Gitarren sind nicht fenderartig und da fallen die meisten Einstellungen prinzipbedingt raus.

:manney:

Ich hab nochmal ein paar Schrauben am Gehäuse nachgezogen die Rückwand war nicht so doll fixiert und das Dröhnen ist etwas weniger geworden, immer noch sind aber mehrere Gitarren überhaupt nicht adäquat zu verstärken. Ich versuche rauszukriegen, was denn mit der Kiste wäre, wenn das Dröhnen nicht wäre und höre deswegen nochmal genauer hin.

:bb:

Erste Zerre mit dicken Gitarren bei Volume auf 14 Uhr, das ist dann immer noch eher AC/DC statt Bryan Adams, meine beste Ehefrau von allen beginnt dann bereits, sich bei den Nachbarn zu entschuldigen. Die Kiste reagiert gut aufs Volumenpoti, etwas runter vom Gas und es klart angenehm auf. Um die Rocksounds zu realisieren, die ich in den Werbevideos höre, bekomme ich hier Hausverbot (und höre das immer noch nur matschig wg. zu viel Tiefmitten). 7 oder 14 Watt macht pegelmäßig nur geringe Unterschiede. Ob das nur mit Speaker einspielen besser wird? Beamen einzelne 10er eigentlich auch? Wenn ich hinter dem Amp stehe, kann ich weiter aufdrehen, ohne mir wehzutun. Der eingebaute Dröhn aber lähmt mein Engagement in der Richtung.

Tremolo gefällt mir, tut wie es soll. Der Hall ist sehr „feucht“ ausgelegt, prima für Surf, für alles andere nicht so doll, man hört ihn entweder nicht, oder er wird schnell aufdringlich. Fulldrive davor ist alles prima, mit Pedalen kann er, wenn ich dann kurz zum PrinzTon umschalte (mit Emi Legend drin) kann der das auch, tönt aber mit typischer Transparenz…..

:thumbsup03:

Man merkt, der Comet und ich werden vermutlich keine Freunde (ich habe noch ein paar Tage Zeit) und ich finde das schade, weil ich die Kiste lieben möchte….. Mal sehen, äh hören

Anmerkung:
Ich hab auf Dienstreise vorgestern einen Abstecher zu Beyers in Bochum gemacht und da den (konzeptionell ähnlichen) Nepomuk 15 probiert, dessen Test in G&B ich irgendwie lese, aber nicht verstehe – da funzt es auf Anhieb, die Kiste hat (auch wenn sie neu aus der Box kommt) tonal Dinge, die mit der Revstar P90 vor Ort auf Anhieb gepasst haben ohne dass die Ohren schmerzen…. Hmm nochmal neu nachdenken.

Zwischenergebnis:
Ich habe in den letzten Tagen mehr über mich nachgedacht (als den Comet gespielt) und meine Netzrecherche reflektiert. Zum Supro gibt es gaaanz wenig echte Nutzerberichte, Gugel liefert auf den ersten 30 Pos oder so den identischen Pressetext ohne eigene erkennbare Recherche oder gar Testerfahrungen. In den Tubenvideos werden fast nur „helle“ Gitarren genutzt und die Paula am Steg, der eine Kerl aber (N Stuff music) sitzt mit ohne Haare (und Gehörschutz) mit dem Amp in Ohrenhöhe und zelebriert Zerrsounds, die ich hier nicht nachvollziehen kann, ohne mir wehzutun; da fliegt mir dann das Blech weg (Spliff)….