Heute nochmal eine Gitarre von Walter Kraushaar (www.kraushaar-gitarren.de). Die hat er nicht für mich gebaut, ich hab sie gebraucht erstanden, fand aber den fantasievollen Entwurf so toll, daß ich auch meine Frau überreden konnte….
Es handelt sich um eine Semiakustik, oder besser gesagt, „Thinline“ als Bauform. Dabei wird eine massive Planke weitgehend hohl gefräst und dann darauf ein semiakustischer Aufbau gesetzt. Hier ein Foto aus dem Bauzustand in der Werkstatt, der das schön zeigt:
Damit hat die Gitarre zunächst ähnliche Gene, wie eine massive Brettgitarre, kombiniert mit mehr „Luft“, wie ein hohler Korpus es oft mit sich bringt. Woraus die Basisplanke ist, kann ich nicht sagen, vermute Korina, wesentlicher ist aber die verstrebte Unterkonstruktion, welche alle Hohlräume miteinander durchlässig verbindet, so daß hier akustisch mehr passieren kann als bei einer Gibson ES.
Der 5-streifige Hals ist bei Kraushaar öfter zu sehen, ergibt eine absolut stabile und verwindungssteife Konstruktion. Die Kopfplatte wiederum ist als Fensterkopf ausgeführt wie bei Klassikgitarren und komplettiert die eigenwillige Formensprache.
Hier wie im Korpus ist das Deckenholz natürlich ein echter Hingucker, schöne Strukturen werden durch das Wachs- und Ölfinisch schön in Szene gesetzt. zusammen mit dem Tailpiece aus Holz ein sehr stimmiges Bild, welches den Rahmen bildet für die durchbrochenen Löscher in der Decke, welche das „Holzwurm“-Motiv wunderschön illustrieren.
Dazu 5-Wegchalter und ursprünglich Schaller-Golden-50s, Pickups mit ausgeklügelter Schaltung zeigt nochhmals das „Alles ausser gewöhnlich“-Motto. Die Brücke ist von Schaller und hat einen Piezo eingebaut, der dazugemischt werden kann, was die Gitte nochmals vielseitiger macht.
Allerdings habe ich die Schallers getauscht, weil – ich gebe es zu- die vor allem optisch mit allem in Schwarz irgendwie nicht zur Gitarre passten. Ich wollte die Gitarre eh ein bisschen in Richtung GRETSCH bringen und hab ihr GFS Retrotrons spendiert, dazu die Schaltung ein bisschen modifiziert und – jetzt taugt sie mir sehr. Das ist natürlich kein Rocker, ich hab auch etwas kräftigere Saiten drauf (11er), da geht alles von Jazz bis Crunch und die Gesamtabstimmung ist eher hell und absolut nicht wie bei einer Gibson ES. Eigentlich die einzige Gitarre, bei der ich den Klangregler leicht zugedreht habe in der Standardeinstellung.
Ansonsten ist interessant, wie lange ich gebraucht habe, um der Gitarre zuzuhören, was ist ist und was sie gut kann. Gitarristen sind halt stark in den bekannten Gitarrenklischees verhaftet, eine Paula klingt wie Slash,, eine Strat wie Mark Knopfler, eine Tele wie …….
Wenn eine Gitarre so anders aussieht wie diese hier, wird man zurückgeworfen auf die eigenen Ohren und das braucht ein bisschen länger.
Zum Schluß noch eine Schräge, die sehr schön die 3d-Gestaltung des Korpus zeigt. Und Tragekomfort/Ergonomie ist ein Traum, keine 3 kg, die mag man auch im fortgeschrittenen Alter gar nicht mehr aus der Hand legen…….